Auf Kontrolle im Hafengebiet

10. März 2021

Der eine oder andere lässt gerne mal den Motor röhren und verursacht zu viel Lärm, was ihnen unter der Quartierbevölkerung einen der untersten Plätze auf der Beliebtheitsskala beschert: die Autotuner und Autoposer. Auch aus Sicht der Verkehrssicherheit können die technischen Modifikationen an den Fahrzeugen problematisch sein. Ein Augenschein während einer Verkehrskontrolle im Hafengebiet.

«Papiere bitte»: Die Kantonspolizei Basel-Stadt führt im Hafengebiet eine Verkehrskontrolle durch.

Es ist Freitagabend, für den Monat Februar ein ungewöhnlich warmer. Unter Federführung der Verkehrspolizei haben mehrere Patrouillen der Kantonspolizei Basel-Stadt Stellung bezogen und kontrollieren die Fahrzeuge, die sich zum Hafengebiet begeben oder von dort wieder wegfahren. Der Parkplatz beim Dreiländereck ist voll, obwohl nach wie vor die pandemiebedingten Massnahmen gelten. Es gibt nur einen Grund, der das ungewöhnlich hohe Verkehrsaufkommen in dieser Sackgasse erklärt: Die Szene trifft sich, man will sehen und gesehen werden.

Schönes Wetter lockt die Poser

Der dortige Treffpunkt ist bekannt – in der Szene wie auch bei der Kantonspolizei. Ebenfalls bekannt sind die Auswirkungen auf das umliegende Quartier. Kontrollen ergeben seit Jahren immer wieder dieselben Feststellungen: Fehlverhalten im Verkehr, nicht vorschriftsgemässe oder sogar nicht betriebssichere Fahrzeuge, Littering und Verursachen von Lärm. Seit Aufkommen von Covid-19 im März 2020 hat die Kantonspolizei eine Zunahme an Aktivitäten im Hafengebiet festgestellt und deshalb auch die Kontrolltätigkeit nochmals erhöht. Zwar ist das Phänomen Autoposer punktuell auf dem ganzen Kantonsgebiet feststellbar, das Hafengebiet ist aber nach wie vor ein Hotspot.

Der beste Mitarbeiter ist Wachtmeister «Regenass», besagt ein Bonmot unter Polizisten, das heisst: Bei kaltem Regenwetter ist es ruhiger auf der Strasse. Das gilt ganz besonders für die Autoposer-Szene: «Die Poser wollen ihre Autos bei schönem Wetter fahren und zeigen», erklärt der Einsatzleiter zwei Journalisten der Tagesschau, die an diesem Tag die Kontrolle begleiten. Die Journalisten interessieren sich für den verursachten Lärm, der grosse Teile der Bevölkerung stört. Doch der Nachweis von Lärm ist sehr komplex, wie sie erfahren müssen: Um Fahrzeuglärm gerichtsverwertbar zu messen, müssen viele Parameter einer Messanlage kalibriert sein. In der Praxis bedeutet dies einen enormen Aufwand. Aber Lärm muss nicht zwingend wegen technischen Modifikationen verursacht worden sein, er kann auch durch das individuelle Verhalten des Fahrers entstehen. Hier ahndet die Kantonspolizei konsequent: Wer mit seinem Fahrverhalten unnötig Lärm verursacht – egal, ob das Auto getunt ist oder nicht – wird verzeigt.

Kontrolltätigkeit wird hoch gehalten

Im Rahmen der Kontrollaktion führen die beteiligten Polizistinnen und Polizisten zuerst eine Sichtkontrolle durch. Bei Verdachtsfällen inspizieren sie die Fahrzeuge genauer. Da wird auch mal die Taschenlampe gezückt und auf Knien Räder, Unterboden oder die Auspuffanlage genauer angeschaut. Dabei werden nicht zwingend nur die auffällig lackierten Fahrzeuge herausgepickt. «Mit zunehmender Erfahrung wissen wir, auf welche Details wir achten müssen», blickt der Einsatzleiter vielsagend zu den Journalisten rüber. Spezifischer wird er nicht – polizeitaktische Gründe.Nach knapp zwei Stunden neigt sich die Kontrolle dem Ende zu. Beim Dreiländereck ist der Parkplatz mittlerweile fast leer. Die Kontrolle ergab mehrere Verzeigungen wegen unerlaubten technischen Veränderungen an Fahrzeugen. Diese sind aus Sicht Verkehrssicherheit nicht ganz ungefährlich: Je nach Anbauteil kann eine Gefährdung entstehen. Wer mit unerlaubter Modifikation erwischt worden ist, muss aus diesem Grund zusätzlich das Auto neu vorführen.

Weitere Kontrollen folgen noch am selben Wochenende und auch in den nächsten Wochen und Monaten, denn das schöne Wetter wird die Szene wieder nach aussen locken. Nicht immer wird die Kantonspolizei mit einem vergleichbar grossen Aufgebot anwesend sein können, aber solang sie immer wieder Feststellungen macht, wird sie die Kontrolltätigkeit hoch halten.