Zivilschutz-Milizangehörige beim Contact Tracing: Über den Einsatz zum Job

24. März 2021

Bei der Bewältigung der Corona-Pandemie im Kanton Basel-Stadt zeigt sich unter anderem auch, wie vielfältig und effizient der Zivilschutz mit seinen Angehörigen eingesetzt werden kann. Dass dessen Dienstleistungen auch Sprungbrett für eine Jobfindung sein können, haben nunmehr bereits mehrere Angehörige erfahren dürfen - Contact Tracing sei Dank.

Wertvolle Hilfe: Der Zivilschutz unterstützt das Gesundheitsdepartement beim Contact Tracing.

Das Contact Tracing ist in dieser schwierigen Zeit ein sehr wichtiges Mittel zur Bekämpfung der Pandemie. Die Contact Tracer nehmen Kontakt auf mit den infizierten Personen sowie denjenigen Personen, welche näheren Kontakt mit einer infizierten Person hatten, und schicken diese gemäss Konzept in Quarantäne oder Isolation. Unter der Leitung des Gesundheitsdepartements wird das Contact Tracing aktuell mit rund 80 Mitarbeitenden mit rund 5000 Stellenprozenten sichergestellt. Schnell wurde klar, dass departementsintern nicht genügend eigenes Personal zur Verfügung steht, um diese Aufgabe durchhaltend zu stemmen. Die steigenden Fallzahlen führten schnell zum Bedarf nach zusätzlichen personellen Ressourcen - so kam es zur Berücksichtigung und zum Einsatz des Basler Zivilschutzes.

Eine Lösung mit vielen Vorteilen

Die Leitung der Abteilung Militär und Zivilschutz der Rettung Basel-Stadt hat schnell reagiert. In erster Linie wurde darauf geachtet, Zivilschutzangehörige aufzubieten, welche aufgrund eigener Pandemiebetroffenheit nicht arbeiten konnten oder durften. Vor allem aber wollte man weder die bereits angeschlagene Wirtschaft noch das unter Druck stehende Gesundheitswesen schwächen, indem man weitere Personen von dort abzieht.

Der Einsatz der einzelnen Zivilschutzangehörigen war und ist weiterhin auf grundsätzlich vier Wochen befristet. Da sich über die Einsatzzeit im Contact Tracing bei jedem einzelnen Angehörigen jeweils ein grosses und wertvolles Wissen ansammelt, ist bei jeder Ablösung ein Wissensverlust feststellbar. Diesem wurde entgegengetreten, indem jenen Contact Tracern, die nach der Zivilschutzdienstleistung ihren angestammten Job nach wie vor nicht wiederaufnehmen konnten, ein befristeter Arbeitsvertrag im Gesundheitsdepartement angeboten werden konnte. Damit wurde für alle betroffenen Parteien wie auch die Pandemiebekämpfung eine Win-Win-Win-Situation geschaffen. Die Zivilschutzorganisation kann längerfristig ihre Angehörigen von diesem Einsatz abziehen und das Gesundheitsdepartement verliert im Gegenzug kein Wissen und kann das Contact Tracing mit eigenen Mitarbeitenden und hoher Qualität weiterhin sicherstellen.

Kein «Brain Drain»: Severin Gsponer verbleibt dank befristeter Anstellung im Team der Pandemiebekämpfung und kann sein erlangtes Wissen weiter einbringen.

Einer dieser Zivilschützer, die einen (befristeten) Arbeitsvertrag erhalten haben, ist Severin Gsponer. Er leistete seinen Dienst im Contact Tracing ab Anfang November 2020 und ist seit Mitte Dezember 2020 beim Gesundheitsdepartement angestellt.

Wie überrascht waren Sie, als Sie für einen Einsatz im Contact Tracing aufgeboten wurden?

Wirklich überrascht war ich nicht. Nach der vorgängigen Abklärung der Verfügbarkeit wusste ich, dass die Möglichkeit für ein zeitnahes Aufgebot besteht. Durch diese Abklärung habe ich auch keinen Sinn darin gesehen, mich noch aktiv zum Einsatz zu melden, da meine Bereitschaft bereits bekannt war. Vorgängig zum eigentlichen Aufgebot wurde ich vom Zivilschutz auch nochmals telefonisch kontaktiert und informiert, was ich sehr schätzte.

Einige Zivilschützer, unter anderem auch Sie, konnten vertraglich beim Gesundheitsdepartement angestellt werden. Wie kam es dazu?

Zeitgleich mit dem Auftauchen von Covid-19 in der Schweiz begann auch meine Jobsuche, um im Herbst 2020 einen möglichst lückenlosen Übergang von Ausbildung in die Berufswelt zu haben. Leider stellte sich diese wegen der Corona-Situation und der vielen nötigen Restriktionen schwieriger als erwartet heraus. Nebst der allgemeinen Unsicherheit hatten viele Firmen einen Einstellungsstopp. Während des Einsatzes bei der Infoline des Kantons Basel-Stadt merkte ich allerdings schnell, dass es hier noch einige Bereiche gibt, in welchen meine Ausbildung im IT-Sektor nützlich sein kann. Mein Interesse blieb nicht lange verborgen, und ehe ich mich versah, sass ich in einem Vorstellungsgespräch, um Gebiete zu besprechen, wo man mich möglichst effizient einsetzen kann.

Können Sie uns über Ihren Alltag im Contact Tracing erzählen?

Während meines Zivilschutzeinsatzes arbeitete ich beim Team der Infoline des Kantons Basel-Stadt. Diese Telefonhotline wurde aufgebaut, um den Empfang des Gesundheitsdepartements, die kantonale Telefonzentrale und besonders auch die Notfallzentrale zu entlasten. Hier beantworten wir viele Fragen der Bevölkerung rund um die Corona-Situation. Seien es Fragen zur Quarantäne, Verordnungen, Testempfehlungen und vieles mehr. Falls wir die Antwort nicht kennen, leiten wir die Anrufer an die richtigen Personen weiter. Obwohl ich nicht wirklich Erfahrung mit solchen Telefonaten hatte, war es eine super Erfahrung und ein grandioser Einstieg in die Thematik. Seit meiner Anstellung hat sich jedoch einiges geändert. In meiner jetzigen Position bin ich nicht mehr im aktiven Kontakt mit der Bevölkerung, sondern unterstütze das Contact-Tracing-Team und das Gesundheitsdepartement, um möglichst effektiv und faktenbasiert zu handeln. Konkret bin ich dabei beteiligt, ein zentrales Wissensmanagementsystem aufzubauen und zu unterhalten. Da regelmässig Änderungen an Verordnungen und Prozessen eintreffen, ist so ein System unerlässlich, um alle Mitarbeiter auf dem aktuellsten Stand zu halten. Ansonsten visualisiere und analysiere ich viele der vorhandenen Daten, um die Entscheidungsträger dabei zu unterstützen, die bestmöglichen Urteile zu treffen.

Was hat sich seit der befristeten Anstellung beim Gesundheitsdepartement für Sie geändert?

Diese Anstellung bietet mir eine Chance, Basel-Stadt tatkräftig dabei zu unterstützen, diese Krise so effizient wie möglich zu meistern. Dabei habe ich nicht nur Einblicke in viele interessante Bereiche bekommen, sondern kann auch aktiv Entscheidungen mitbeeinflussen und die Arbeit aller Mitarbeiter des Teams unterstützen. Ausserdem gab mir die befristete Anstellung auch nochmals Zeit, eine passende und tolle neue Stelle zu finden. Nebst der spannenden und lehrreichen Arbeit habe ich auch viele interessante Leute mit allen möglichen Hintergründen kennengelernt.

Können Sie auch gewisse Dinge aus dem Einsatz mitnehmen und in der weiteren Berufskarriere anwenden?

Ich bin mir sicher, dass ich auf viele der Erfahrungen, die ich hier mache, in meiner weiteren Berufskarriere noch zugreifen werde. Zumal dies meine ersten Erfahrungen in einer so grossen Organisation sind. Ich denke die Erfahrungen, die ich während des Telefonierens für die Infoline des Kantons Basel-Stadt mit allen möglichen Personen gesammelt habe, werden mir später in manch einer Situation erlauben besser zu reagieren.

Haben Sie eine abschliessende Bemerkung?

Ich bin begeistert, wie gut die Zusammenarbeit zwischen Zivilschutz und Gesundheitsdepartement funktioniert, und es ist schön zu sehen, dass unsere Arbeit stets geschätzt und in einer Krisensituation auch wirklich gebraucht wird.