Mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen: Sauberes Wasser, auch im Ereignisfall

7. Dezember 2021

Im Ereignisfall kann die Abteilung Militär und Zivilschutz der Rettung Basel-Stadt in Zusammenarbeit mit den IWB die Notwasserversorgung für die Bevölkerung mit Hilfe von vier mobilen Trinkwasseraufbereitungsanlagen entscheidend unterstützen und die Durchhaltefähigkeit sicherstellen.

Die Zusammenarbeit zwischen der Zivilschutzorganisation Basel-Stadt (ZSO BS) und den Industriellen Werken Basel (IWB) besteht seit vielen Jahren und bewährte sich zuletzt - sogar als Nachbarschaftshilfe über die Kantonsgrenze hinaus - im Frühjahr 2021 zu Gunsten von Gemeinden im Oberbaselbiet infolge einer andauernden Unwetterlage.

Andreas Müller, IWB, und Marcel Hänggi, der als Dienstoffizier der Abteilung Militär und Zivilschutz der Rettung Basel-Stadt im Oberbaselbiet im Einsatz war, beantworten die gängigsten Fragen zu diesen unentbehrlichen Aggregaten.

Wo und wie werden die mobilen Trinkwasseraufbereitungsanlagen eingesetzt?

Im Rahmen des Leistungsauftrages werden die verschiedenen Trinkwasseraufbereitungsanlagen prioritär im Kanton Basel-Stadt eingesetzt. Die Anlagen werden einsatztechnisch und ereignisbezogen auf Anweisung des Kantons (Kantonale Krisenorganisation [KKO] oder IWB Ereignisstab) zur Bewältigung von Schadenlagen eingesetzt. Ein Einsatz im Rahmen der Nachbarschaftshilfe kann nach Aufgebot der KKO mit dem Zivilschutz erfolgen.

Über wie viele mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen verfügt die IWB und gibt es unterschiedliche Systeme?

Im Bestand befinden sich aktuell vier mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Zwei der Anlagen sind mit Ultrafiltrationsfiltereinheiten und die beiden anderen sind mit Anschwemmfiltrationsfiltereinheiten ausgestattet (siehe Datenblätter am Ende des Artikels).

Wie und in welchem Zyklus werden die mobilen Trinkwasseraufbereitungsanlagen gewartet und geprüft?

Alle Anlagen werden einmal pro Jahr für die Jahreswartung vorbereitet. Dabei wird die Filtereinheit, der Anhänger und das gesamte Sortiment an Zubehörmaterial auf deren Einsatztauglichkeit geprüft. Die TWA 15 UF (Ultrafiltrationsfiltereinheit) muss zusätzlich viermal pro Jahr konserviert werden.

Wieviel kostet eine solche mobile Trinkwasseraufbereitungsanlage?

Die TWA sind eine Eigenentwicklung der IWB. Die Filtereinheiten wurden durch die Firma Filtrox (AF) und Membratec (UF) gebaut. Der Transportanhänger wurde von der Firma Imfeld konfektioniert. Die Beschaffungskosten der Anlagen belaufen sich pro Stück auf rund 100’000 Franken für die TWA 15 AF sowie rund 120’000 Franken für die TWA 15 UF.

Mit welchen weiteren Partnerorganisationen arbeiten die IWB im Bereich der mobilen Trinkwasseraufbereitung zusammen?

Zu unseren Partnerorganisationen zählen der Zivilschutz Basel-Stadt, der eigens zwei Formationen in Zugstärke vorhält und schweizweit die einzige Zivilschutzorganisation mit einer solchen Formation ist. Zusätzliche Partnerorganisationen sind Grossversorger wie beispielsweise Energie Wasser Bern oder der Wasserversorgung Stadt Zürich.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der ZSO BS im Bereich der Trinkwasseraufbereitung?

Der Zivilschutz betreibt die Trinkwasseraufbereitungsanlagen und die Abgabestellen möglichst autonom und bildet die dafür notwendigen Spezialisten aus. In der Praxis liegt das Schwergewicht auf der Inbetriebnahme der Aggregate und dem Aufbau und Betrieb der Trinkwasserabgabestellen ab einem Grundwasserbrunnen oder einem Fliessgewässer. IWB bildet in den Vorkursen primär die Kader des Zivilschutzes aus. Im eigentlichen Wiederholungskurs sind es die Kader, die ihre Mannschaft an den Aufbereitungsanlagen und den Abgabestellen ausbilden. Während der Wiederholungskurse unterstützt IWB die Kader bei der fachlichen Ausbildung der Spezialisten. Vor einer Abgabe von Trinkwasser erfolgt durch das IWB Wasserlabor eine qualifizierte Freigabe der Installation und des Trinkwassers. In der Verantwortung von IWB liegt auch die Beschaffung neuer Anlagen und in Verbindung damit auch die Erstellung von Bedienungsanleitungen. IWB stellt somit die Ausbildung der Kader in den Vorkursen, die Wartung und Einsatzbereitschaft der Anlagen, die Neubeschaffung und die Erstellung von Schulungs- und Betriebsanleitungen sicher.

Gab es schon Einsätze mit der ZSO BS und waren diese erfolgreich?

Im Jahr 2021 gab es aufgrund der starken Niederschläge im Oberbaselbiet einen Einsatz mit dem Zivilschutz. Die enormen Wassermassen, welche infolge von heftigen Gewittern entstanden, überschwemmten die Wassergewinnungsanlagen der Gemeinde Diegten. Die Gemeinde verfügt über zwei Grundwasserpumpwerke, wobei eines der Pumpwerke infolge Wasserschaden ausgefallen ist. Das noch intakte Pumpwerk galt somit als letzter Wasserversorgungspunkt für rund 1600 Bewohnerinnen und Bewohner. Der KKS BL kontaktierte somit die KKO BS im Wissen, dass die ZSO BS zusammen mit den IWB über mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen verfügt. Der Einsatz, bei dem erstmalig mit einer mobilen Aufbeitungsanlage Trinkwasser für eine Gemeinde aufbereitet wurde, verlief sehr gut und zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten.

 

Faktenblätter mit den wichtigsten technischen Eigenschaften der mobilen Trinkwasseraufbereitungsanlagen:

TWA 15 AF Anschwemmfiltration

TWA 15 UF Ultrafiltration