Gemeinsames Zeichen gegen sexualisierte Gewalt

25. November 2021

Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist auch in der Schweiz weit verbreitet und gleichzeitig tabuisiert. Umso wichtiger ist es, öffentlich auf das Problem aufmerksam zu machen. Aus diesem Grund führt die Fachstelle Häusliche Gewalt am 25. November in Kooperation mit acht Basler Institutionen eine Öffentlichkeitsaktion im Raum Basel durch.

Diese orange leuchtenden Überzüge werden am 25. November 2021 im Raum Basel auf Velos angebracht.

Der 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Seit einigen Jahren engagieren sich diverse Schweizer Organisationen im Rahmen der Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen», so auch die Fachstelle Häusliche Gewalt. Dieses Jahr liegt der Fokus der Kampagne auf sexualisierter Gewalt. Gemeinsam mit der Opferhilfe, dem Frauenhaus, dem Männerbüro, der Gleichstellungsbüros BS und BL, dem Projekt «Quartiercourage» der Kantonspolizei Basel-Stadt, der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt BL und der Fachstelle für sexuelle Gesundheit BL verteilt die Fachstelle Häusliche Gewalt heute im Raum Basel 7500 Velosattelüberzüge mit dem Aufdruck «Stopp sexualisierte Gewalt». Über den QR-Code sind die Webseiten der wichtigsten Basler Beratungsstellen und Institutionen zu finden, bei denen gewaltbetroffene Personen Hilfe finden.

Zahlen und Fakten zu sexualisierter Gewalt

Mindestens jede zweite Frau in der Schweiz hat bereits sexuelle Gewalt in Form von sexueller Belästigung erlebt. 22 Prozent erlebten bereits ungewollte sexuelle Handlungen und 12 Prozent erlitten Geschlechtsverkehr gegen ihren Willen. Dies ergab eine Befragung von 4495 Frauen, wohnhaft in der Schweiz und über 16 Jahre alt, im Jahr 2019 (Studie gfs.bern).

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Umfrage zu sexueller Belästigung in der Schweiz (Umfrage der gfs.bern von 2019 mit 4495 Frauen).
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Umfrage zu ungewollten sexualisierten Handlungen in der Schweiz (Umfrage der gfs.bern von 2019 mit 4495 Frauen).

Der Begriff «sexualisierte Gewalt» grenzt sich ab von der Formulierung «sexuelle Gewalt», der gemäss Fachpersonen das Missverständnis fördern könnte, dass Sexualität auch in Form von Gewalt ausgelebt werden könne. Der Terminus «Sexualisierte Gewalt» will unterstreichen, dass Gewalt nichts mit Sexualität zu tun hat. Stattdessen wird Sexualität pervertiert und instrumentalisiert, um Gewalt und Macht auszuüben.

Unterstützung aufsuchen – (noch) keine Selbstverständlichkeit

Drei von vier Frauen wünschen sich gemäss der Berner Umfrage mehr Engagement in der Bekämpfung sexualisierter Gewalt und denken, dass Frauen zu oft verantwortlich gemacht werden für sexualisierte Belästigung und Gewalt. Scham für das Erlebte und die Angst, nicht ernst genommen zu werden oder für die erlebte Gewalt (mit)verantwortlich gemacht zu werden – diese Faktoren führen dazu, dass Gewaltbetroffene sich keine Hilfe holen. Nur jede zweite Person, die Gewalt erlebt hat, spricht überhaupt mit jemandem über das Erlebte. Und lediglich 20 Prozent der Gewaltbetroffenen haben sich nach erlebter sexualisierter Gewalt an eine Beratungsstelle oder die Polizei gewendet. Dass sich dies ändert, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Unterstützungsangebot der Fachstellen und Institutionen

Die Stadt Basel stellt verschiedene Unterstützungsangebote für Opfer und auch für (potentielle) Täter/innen zur Verfügung. Es gibt spezialisierte Beratungen für gewaltbetroffene Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche. Die Polizei verfolgt alle gemeldeten Fälle auf Täterseite konsequent und ist darin geschult, opfersensivitive Befragungen durchzuführen. Die Fachstelle Häusliche Gewalt organisiert Runde Tische und Tagungen für Fachpersonen aus verschiedenen Disziplinen, unterstützt und vernetzt verschiedene zivile Fachstellen und setzt sich dafür ein, dass Betroffene sexualisierter Gewalt auf Seiten der Institutionen und Behörden adäquate Unterstützung erhalten.

 

Weitere Quellen und Informationen:

Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau

Istanbul-Konvention