Gut vorbereitet: Die moderne Notfallmedizin

29. Dezember 2022

Innovatives Einsatzmaterial und neue Ausbildungstools helfen in der prähospitalen Notfallmedizin, das hohe Niveau der Einsatzkräfte zu bewahren.

Die Pandemie hat in den letzten drei Jahren die Welt, die (Notfall-)Medizin und die Menschen, die sie ermöglichen, auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Einige Dinge, beispielsweise das Tragen von Infektionsschutzbekleidung, sind selbstverständlich, und die Behandlung sowie der Transport schwerstkranker Patientinnen und Patienten für die Sanität der Rettung Basel-Stadt zur absoluten Routine geworden. Der neue Grossraumrettungswagen ermöglicht zudem den Liegendtransport von bis zu drei kritisch kranken, vollständig intensivmedizinisch versorgten sowie von zwei weiteren Patienten.

Mit der Beschaffung von innovativem Material wurden neue Strategien entwickelt und eingeführt. Neben Atemwegshilfen, die durch Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter im Rahmen einer Wiederbelebung selbständig eingelegt werden können, finden sich nun auch Geräte zur videounterstützten Einlage eines Beatmungsschlauches auf den Einsatzfahrzeugen der Sanität. Hochmobile Ultraschallgeräte ermöglichen zudem die Untersuchung bislang verborgener Körperregionen. Die erweiterten Möglichkeiten sind ein aktiver Beitrag zur optimalen Behandlung, erhöhen die Sicherheit der Patientinnen und Patienten und sind eine wertvolle Ressource für die Teamarbeit.

Um das hohe Niveau der Einsatzkräfte zu erhalten und weiter zu fördern, steht seit diesem Jahr eine Videoanlage für das Simulationstraining zur Verfügung. Anhand von Videos ist bei einem Einsatztraining die Selbstreflexion einfacher, und die Lerneffekte sind dadurch intensiver. Die ersten virtuellen Trainingsmittel sind ebenfalls auf dem Markt angekommen und werden zukünftig die Ausbildung beeinflussen.

Der Grossraumrettungswagen ist auffällig, aber auch nur ein Puzzleteil unter vielen bei der Wahrung des hohen Standards der Sanität Basel. Genauso wichtig ist in der prähospitalen Notfallmedizin die Ausrüstung.

Das tagesaktuelle medizinische Wissen in Algorithmen und Arbeitsroutine zu übertragen ist und bleibt herausfordernd. Bildungstage, selbstbestimmtes E-Learning und Einsatzbegleitungen mit positiver Feedbackkultur tragen dazu bei, das Wissen aktiv zu halten und im Alltag einsetzen zu können. Die obligatorischen Kompetenzüberprüfungen wurden im Jahr 2022 vollständig überarbeitet und basieren neu auf einem Mix aus der Überprüfung des Theoriewissens, der Einsatzsupervision und einem eigenverantwortlich durchgeführten praktischen Kompetenzcheck im Bereich der Reanimation.

Harmonisierung, Entwicklung und Digitalisierung

Regionale Versorgungsstrukturen und grenzüberschreitende Leistungen – über Kantons- und Landesgrenzen hinweg – erscheinen heute eigentlich selbstverständlich. Hier fehlt es aber im internationalen Umfeld noch an einer Harmonisierung, die es unseren Einsatzkräften erlaubt, ihr Können überall gleich einzusetzen. Zudem stehen wir erst am Beginn einer Entwicklung, in der vorbekannte Informationen zu Patientinnen und Patienten in Form eines elektronischen Patientendossiers (EPD) verfügbar werden. Was in Kürze einsetzbar sein wird, ist die Unterstützung unserer Notrufzentralen-Mitarbeitenden durch ein Smartphone-basiertes Videonotrufsystem. Die Beurteilbarkeit des jeweiligen Einsatzes wird dadurch bereits beim Notruf verbessert und die Alarmierung der Einsatzteams auf eine neue Grundlage gestellt.

Sie wird im Training und im Einsatz digitaler werden, im Einsatz mehr Informationen visualisiert zur Verfügung haben und eine grosse Ausdauer von allen Beteiligten – in den Einsatzteams oder im Bildungsbereich – abverlangen. Am Ende des Tages wird sie aber nur weiterentwickelt von und mit Menschen, die sich dafür begeistern und mit Feuer und Flamme dabei sind.