«Mission Corona»: Wie ein Kontrollteam das Virus bekämpft

14. Juli 2021

Von der Bekämpfung der Schwarzarbeit zur Kontrolle von Schutzkonzepten: Von einem Tag auf den andern bekam die Fahndung der Kantonspolizei Basel-Stadt einen zusätzlichen, völlig neuen Auftrag. Die Einhaltung von Schutzmassnahmen in Betrieben musste kontrolliert werden – und plötzlich war die Fahndung im Covid-Kontrollteam vorne mit dabei. Die Bilanz nach über einem Jahr Pandemie ist beeindruckend.

Das Kontrollteam stiess in fast allen Betrieben auf grosses Verständnis.

Niemand in der kleinen Gruppe ahnte am 20. März 2020, was im kommenden Jahr auf sie zukommen würde, als sie sich in der beinahe ausgestorbenen Innenstadt um 14 Uhr trafen. Noch am Vormittag zuvor entschieden die Vorsteher des Justiz- und Sicherheitsdepartements und des Gesundheitsdepartements in der strategischen Sitzung der Kantonalen Krisenorganisation (KKO), dass die vom Lockdown ausgenommenen Baustellen auf die Einhaltung der Schutzmassnahmen zu kontrollieren seien. Nur wenige Stunden später stand sie also da: Eine zusammengewürfelte Gruppe aus Mitarbeitern des Gesundheitsdepartements, Arbeitsinspektorats, Migrationsamtes und der Fahndung (Bereich Schwarzarbeit). Eine Gruppe, die sich erst kennenlernen musste und mit einer Thematik konfrontiert wurde, die für alle Neuland war.

Das Covid-Kontrollteam unter der Leitung des Gesundheitsdepartements war geboren.

Kontrollen stossen auf Verständnis

Hat es einfach zugängliches Desinfektionsmittel? Wie oft werden die Toiletten gereinigt? Besteht ein geeigneter Händewaschplatz? Was wird wie oft desinfiziert? Fahren die Arbeiter getrennt zum Arbeitsplatz? Mit solchen und ähnlichen Fragen, die sich aus den Schutzkonzepten ergaben, wurden die Verantwortlichen auf den Baustellen konfrontiert. Unerwarteterweise stiessen die Kontrollen auf grosses Verständnis und nahezu uneingeschränkte Kooperation.

Um die vielen Fragen und Feststellungen zu triagieren, wurde die SF7 (Bereich Schwarzarbeit) zum Covid-19 SPoC (Single Point of Contact) innerhalb der Polizei erkoren. Vor allem nach den Lockerungen im ersten Lockdown wurde sie mit Anfragen überhäuft. Ein grosser Teil davon betraf die Massnahmen bezüglich den Take-Away-Betrieben, die einen recht grossen Interpretationsspielraum zuliessen.

Das Basler Modell mit der interdepartementalen Kontrollgruppe erzeugte Aufsehen in der ganzen Schweiz. Nicht nur andere kantonale Behörden, sondern auch mehrere Medien, wie z.B. das Schweizer Fernsehen und die Basler Zeitung, wollten über die Schultern schauen um zu sehen, wie wir das nun genau machen in Basel.

Die Lage ändert sich ständig

Die Covid-Massnahmen änderten sich gefühlt jeden zweiten Tag und damit auch der Kontrollauftrag und die zu kontrollierenden Branchen. Mit jedem Lockerungsschritt oder jeder Verschärfung wurden die noch tags zuvor geltenden Vorschriften obsolet und durch neue ersetzt. So durften Einkaufsläden eine gewisse Zeit keine Blumen und Blumenläden keine Dekorgegenstände verkaufen, Coiffeure keine Zeitschriften auflegen, in Kinos und Theater nur jeder zweite Sitz benutzt werden – die Liste könnte seitenlang fortgeführt werden.

Mit den Lockerungsschritten kamen auch immer neue Aufgaben auf das Kontrollteam zu und schnell wurde klar, dass zusätzliche Kontrolleure nötig wurden. Nach einer kurzen Einführungszeit unterstützten bald auch das Community Policing sowie weitere Mitarbeitende des Fahndungsdienstes, des Arbeitsinspektorates und des Gesundheitsdepartementes die Gruppe. Das Kontrollteam wuchs so auf rund 20 Mitarbeitende und schaffte zusammen bis Ende Mai 2020 über 1000 Kontrollen. Nicht zu vergessen die unzähligen Rapporte und Feststellungen aus dem Polizeikorps, die wichtige Informationen zur Weiterverarbeitung lieferten.

Statistik lässt sich sehen

Mittlerweile hat uns die Pandemie schon anderthalb Jahre fest im Griff und was mit fünf Kontrolleuren begann, ist zu einer Organisation «Covid-19 Kontrollen» von fast 50 Personen aus allen Departementen angewachsen. Die Statistik (per Ende. Mai 2021) ist durchaus sehenswert: Über 5500 Kontrollen, darunter in rund 1400 Restaurationsbetrieben, 2200 Einkaufsläden, 880 Coiffeurgeschäften und auf 380 Baustellen, wurden durchgeführt.

Insgesamt mussten durch das Gesundheitsdepartement gegen 26 Betriebe eine Schliessung als vorsorgliche Massnahme verfügt werden. Hinzu kamen über 100 Überweisungen mit Antrag an die Staatsanwaltschaft. Diese, im Verhältnis zu der Anzahl Kontrollen doch recht geringe Zahl, spiegelt das Verständnis der kontrollierten Betriebe für die Wichtigkeit der Massnahmen und deren Einhaltung wieder.

Die Pandemie ist noch nicht gemeistert und es ist bestimmt noch zu früh ist für ein defintives Resümee. Trotzdem blickt das Kotnrollteam auf eine aufreibende und stressige Zeit zurück, in der es nicht nur ein kleines Rädchen in einem System war, sondern die departementsübergreifende Organisation «Covid-Kontrollen» massgeblich mitgestalten durfte.

Muster eines ausgefüllten Kontrollbogens.