«Die Beschatter»: Kapo goes Hollywood

6. Januar 2023

Tatort Basel: Diesen Herbst strahlte das Schweizer Fernsehen mit «Die Beschatter» eine neue Krimiserie aus, die mitten in Basel spielt. Mit dabei waren auch zahlreiche Polizistinnen und Polizisten der Kantonspolizei Basel-Stadt, die in der Produktion als Statisten mitgewirkt haben.

Es begann im Oktober 2021: Ein Mitarbeiter der Zürcher Filmproduktionsfirma Turnus Film AG wurde vorstellig, um bei der Kantonspolizei Basel-Stadt wegen Räumlichkeiten, Fahrzeugen und Requisiten für eine neue Krimiserie des Schweizer Fernsehens anzufragen. Die damals noch namenlose Serie lief unter dem Projekttitel «Akademie der Detektive» und sollte die Geschichte einer Detektivschule in Basel erzählen.

Schon bald übernahm die Abteilung Kommunikation der Kantonspolizei in dieser Sache die Federführung. Eine Krimiserie in Basel? Wie oft passiert es schon, dass sich das Schweizer Fernsehen unsere Stadt als Handlungsort eines Filmprojekts mit nationaler Ausstrahlung entscheidet und die Kantonspolizei dabei offenbar einen prominenten Auftritt erhalten soll?

Statistinnen und Statisten gesucht

Schnell wurde klar, dass nicht allen Wünschen der Filmschaffenden entsprochen werden kann. Uniformteile, Fahrzeuge oder Waffen würde die Kantonspolizei selbstverständlich nicht als Filmrequisiten an eine externe Produktionsfirma ausleihen. Auch das Filmen in Räumlichkeiten der Polizei wurde schnell wieder verworfen – aus Gründen der Geheimhaltung oder der Störung des Betriebs. Ausserdem: So spektakulär, wie sich Krimiregisseure die Räumlichkeiten der Polizei vorstellen, sieht es in Realität ja gar nicht aus.

Der enorme Aufwand für die perfekte Aufnahme ist für Branchenfremde faszinierend.

Um in der Krimiserie realitätsgetreue Basler Uniformen und Polizeiautos zu zeigen, blieb also einzig die Möglichkeit, allenfalls mit echten Polizisten als Schauspielern zu arbeiten. Gesagt, getan: Wenn in einer Basler Krimiserie eines namhaften Regisseurs das Münster, der FCB und der Rhein zu sehen sind, dann müssen auch die «Schugger» der Kantonspolizei Basel-Stadt auftauchen. So entschied die Polizeileitung, dass die Mitarbeitenden in ihrer Freizeit als Statisten wirken dürfen und die Ausrüstung bei Verfügbarkeit für den Filmdreh eingesetzt werden kann.

Ein darauf folgender interner Aufruf stiess auf reges Interesse: Schon bald meldeten sich genügend Freiwillige, um alle Statistenrollen für die diversen Polizeiszenen zu besetzen.

In wichtigen Nebenrollen: Corona und Zürcher

Über 30 Mitarbeitende der Kantonspolizei wurden an den insgesamt elf Drehtagen mit Polizeibeteiligung eingesetzt. Die Planung all dieser Drehtage im Zeitraum von Anfang November 2021 bis im März 2022 gestaltete sich zunehmend schwierig: Die Produktionsfirma konnte in der Regel erst ungefähr eine Woche vor einem Drehtag den definitiven Wochentag und die Zeiten bekanntgeben. Die weitaus grössere Herausforderung als die kreative Arbeitsweise von Filmschaffenden war allerdings Covid-19. Die Pandemie und die Corona-Massnahmen hatten die Schweiz im Winter 2021/22 noch fest im Griff. Einige Male mussten ganze Drehtage kurzfristig verschoben werden, weil ein Hauptdarsteller an Corona erkrankt war. Ein riesiger Aufwand, wenn man bedenkt, dass am Filmset teilweise mit Produktion, Statistinnen, Catering, Schauspielern etc. über 50 Leute anwesend waren.

Die Flexibilität der Polizei-Statisten wurde dann im März 2022 endgültig auf die Härteprobe gestellt. Aufgrund einer Corona-Verschiebung teilte die Produktionsfirma mit, dass die grosse Schlussszene inklusive Polizei-Spezialeinheit in der Nacht des Fasnachtsmittwochs (!) gefilmt würde. Auf solch eine Schnapsidee konnten wirklich nur Zürcher kommen…

Trotzdem bewiesen alle Kapo-Beteiligten ihre unglaubliche Anpassungsfähigkeit auf eine veränderte Lage. Und so konnte die grosse Schlussszene abgedreht werden, und der Regisseur Michael Steiner sprach den berühmten Hollywood-Satz: «It’s a wrap!»

Impressionen der Dreharbeiten in Basel.

Interview mit Hauptdarsteller Roeland Wiesnekker

Roeland Wiesnekker, Sie spielen in der Serie einen Privatdetektiv. Wären Sie im echten Leben lieber Privatdetektiv oder Polizist?
Lieber Polizist, lieber Mannschaftssport.

Hand aufs Herz: Wie beurteilen Sie die schauspielerische Leistung unserer Polizistinnen und Polizisten?
Hand aufs Herz: Sie machen das, was sie können, sehr gut.

Macht es einen Unterschied, ob man Schauspieler als Polizisten einsetzt oder echte Beamte?
Es kommt auf die Handlung an. Sollen echte Polizisten sprechen und einen Dialog «behaupten», sind ausgebildete Schauspieler wohl besser. In der Selbstverständlichkeit, Polizist zu sein, sind eindeutig Polizistinnen und Polizisten besser.

Basel ist kaum je Drehort für nationale Film- und Fernsehproduktionen. Zu Recht?
Völlig zu Unrecht. Basel wurde wohl einfach noch nicht entdeckt.

Was passt aus Ihrer Sicht besser zu Basel: Eine Krimiserie oder eine schnulzige Romanze?
Ist wohl beides möglich. Mit dem Hafen, der Industrie, dem Dreiländereck schon eher ein Krimi.

Um was geht’s in der SRF-Krimiserie «Die Beschatter»?

Der Ex-Polizist Leo Brand (Roeland Wiesnekker) gründet in Basel aus finanzieller Not eine Schule für angehende Detektive. Um das Maximum aus der Schule herauszuholen, lösen seine dilettantischen Anfängerinnen und Anfänger echte Fälle. Die verwahrloste Agotha (Meryl Marty) mausert sich bald von einer zahlungsunfähigen Nervensäge zu Leos Lieblingsschülerin. Sie will Detektivin werden, um ihre vermisste Mutter wiederzufinden. Doch diese Suche droht ein schreckliches Geheimnis aus Leos Polizeivergangenheit ans Tageslicht zu bringen.

Die SRF-Serie unter der Regie von Erfolgsregisseur Michael Steiner («Grounding», «Sennentuntschi», «Mein Name ist Eugen») wurde vom 30. Oktober bis 17. November 2022 im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt. Sie kann in der SRF-Mediathek online nachgeschaut werden.